Wie schaffe ich Hochleistungsteams?
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Februar 11, 2024"Wie findest Du mich?" -oder- "Über die Bedeutung von Selbstbild und Fremdbild als Führungskraft"
"Der Mensch ist sich selbst das rätselhafteste Ding der Natur." - Blaise Pascal, zitiert von Stefan Zweig
In meinen (Business-)Coachings begegnen Menschen sich selbst. Ich bin nur der Spiegel zu ihrer Selbstergründung, weshalb ich das Zitat oben so schön und zutreffend finde. Wir sind schließlich alle auf der Suche nach uns selbst. Die Schriften Blaise Pascals enthalten tiefgründige Gedanken über das Verhältnis zwischen Gott und Mensch sowie über die menschliche Existenz. Sein Werk "Pensées" enthält zahlreiche philosophische Reflexionen über das menschliche Dasein und die Suche nach Sinn und Glück.
Das Zitat unterstreicht die Komplexität und Tiefe des menschlichen Selbstverständnisses und die Herausforderung, die eigene Identität zu erfassen und zu verstehen. Es betont die Bedeutung der Selbstreflexion und des Strebens nach Selbsterkenntnis, die für Führungskräfte von großer Bedeutung sind, um ihre Wirkung auf andere und ihre Führungsrolle effektiv zu gestalten. Selbstreflexion ist eine der wichtigsten Säulen wirksamer (Selbst-)Führung.
Als Offizier, Geschäftsführer und Managementberater habe ich im Laufe meiner Karriere zahlreiche Führungskräfte begleiten und unterstützen dürfen. Eine der zentralen Erkenntnisse, die ich dabei gewonnen habe, ist die immense Bedeutung des Selbstbildes und des Fremdbildes für den Erfolg und die Wirksamkeit einer Führungskraft. In diesem Paperwings Briefing möchte ich Dir deshalb diese beiden Konzepte näher bringen und aufzeigen, wie sie sich auf deine Führungspraxis auswirken.
Das Selbstbild: Der Spiegel der eigenen Wahrnehmung
Das Selbstbild einer Führungskraft ist im Wesentlichen die Art und Weise, wie sie sich selbst sieht – ihre Stärken, Schwächen, Werte und Überzeugungen. Es ist ein innerer Spiegel, der beeinflusst, wie Entscheidungen getroffen, Herausforderungen begegnet und Beziehungen zu Mitarbeitern gestaltet werden. Ein klares und realistisches Selbstbild ermöglicht es Führungskräften, ihre Fähigkeiten effektiv einzusetzen und an ihren Schwächen zu arbeiten. Die Selbstreflexion spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Sie erlaubt es, das eigene Verhalten kritisch zu hinterfragen, Lern- und Entwicklungsbereiche zu identifizieren und letztlich eine authentische Führungsidentität zu entwickeln.
Das Fremdbild: Die Perspektive der Anderen
Im Gegensatz dazu steht das Fremdbild – also wie andere Menschen, insbesondere Mitarbeiter:innen, Kolleg:innen und Vorgesetzte, eine Führungskraft wahrnehmen. Dieses Bild ist von entscheidender Bedeutung, da es direkt die Effektivität der Führung beeinflusst. Ein positives Fremdbild kann Vertrauen, Motivation und Engagement fördern, während ein negatives Fremdbild zu Konflikten, Misstrauen und einer geringeren Leistung führen kann. Hier kommt das 360-Grad-Feedback ins Spiel. Es bietet Führungskräften eine umfassende Rückmeldung aus verschiedenen Perspektiven und hilft, Diskrepanzen zwischen Selbstbild und Fremdbild aufzudecken.
Bin ich der "tolle Hecht" für den ich mich halte?
Bin ich die "empathische" Vorgesetzte, die ich gerne sein möchte?
Bin ich so durchsetzungsstark, entscheidungsfreudig und "knallhart" wenn es darauf ankommt, wie ich glaube?
Bin ich so transparent und kommunikationsfreudig, wie es den Bedürfnissen meiner Mitarbeiter:innen entspricht?
Fragen über Fragen. Die richtige Antwort finden wir, aber nicht in eigenen Nabelschau. Wir brauchen Feedback. Und das dürfen wir einholen.
Aber Vorsicht! Das kann wehtun. Es könnte sein, dass wir unsere selbst errichtete Statue zerstören. Denn wir haben auch ein lieb gewonnenes erwünschtes Selbstbild.
"Der Dunning-Kruger-Effekt" oder "Die Kunst der realistischen Selbsteinschätzung in der Führung"
Ich möchte hier gar nicht zu tief auf den Dunning-Kruger-Effekt eingehen, aber umhin komme ich trotzdem nicht. ;)
Er ist benannt nach den Psychologen David Dunning und Justin Kruger und beschreibt das Phänomen, dass Menschen mit geringer Kompetenz dazu neigen, ihre Fähigkeiten zu überschätzen, während kompetentere Personen dazu neigen, ihre Fähigkeiten zu unterschätzen. Dieses Phänomen hat wichtige Implikationen für das Management und die Führung, da es darauf hinweist, dass einige Vorgesetzte möglicherweise ihre eigenen Fähigkeiten überschätzen.
Die Studie verdeutlicht die Notwendigkeit für Führungskräfte, sich bewusst mit ihrer eigenen Wahrnehmung auseinanderzusetzen und gleichzeitig die Perspektive anderer zu berücksichtigen, um eine ausgewogene und realistische Selbsteinschätzung zu entwickeln. Dies ist ein wesentlicher Bestandteil einer authentischen und wirkungsvollen Führungspersönlichkeit.
Die Brücke zwischen Selbstbild und Fremdbild
Die Herausforderung und zugleich die Chance für Führungskräfte liegt nun also darin, eine Brücke zwischen ihrem Selbstbild und dem Fremdbild zu schlagen. Dies erfordert Offenheit, die Bereitschaft zur Selbstreflexion und die Fähigkeit, Feedback konstruktiv zu nutzen. Durch die regelmäßige Auseinandersetzung mit dem eigenen Selbstbild und dem aktiven Einholen von Fremdbildern können Führungskräfte ihre Selbstwahrnehmung schärfen, ihre Führungspraxis verbessern und letztlich ihre Wirksamkeit als Führungskraft steigern.
In meiner Arbeit als Coach nutze ich das Instrument der Fremdeinschätzung, um ein umfassendes Bild der Führungskraft zu erhalten. Dieses Instrument, der LINC PERSONALITY PROFILER, ermöglicht es, ein detailliertes und objektives Fremdbild zu erstellen, das wertvolle Einblicke in die Wahrnehmung der Führungskraft durch andere bietet.
Diese Fremdeinschätzung ist ein wichtiger Bestandteil des Coachings und trägt maßgeblich zur Entwicklung der Führungskraft bei.
Die Fremdeinschätzung bietet eine ausgezeichnete Grundlage für die kompetente Durchführung verschiedener Feedbackgespräche. Kaum ein anderes Instrument besitzt ein vergleichbar großes Potential für die persönliche Weiterentwicklung wie ein systematischer und differenzierter Abgleich zwischen Selbst- und Fremdbild. Gleichzeitig ermöglicht der Einsatz dieses Tools die Durchführung datengestützter, professioneller Entwicklungsgespräche. Die Kenntnis des Selbstbildes und des Fremdbildes ist von entscheidender Bedeutung, da sie maßgeblich die Gefühle und das Verhalten einer Person bestimmen.
Eine Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdbild kann in (Geschäfts-)Partnerschaften zu Konflikten führen und persönliche Probleme verursachen, weshalb ich diesen Abgleich auch für Paarberatungen anwende.
Sowohl das Selbstbild als auch das Fremdbild können "Fehler" enthalten, wobei es manchmal vorkommt, dass Personen sich besser einschätzen, als sie tatsächlich sind (siehe Dunning-Kruger-Effekt). Die Übereinstimmung von Selbstbild und Fremdbild gibt Gewissheit darüber, wie andere eine Person wahrnehmen, was wiederum das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl stärken kann.
(Na überlegst, Du gerade wie deine Kolleg:innen, Partnerin oder dein Partner Dich beurteilen würde?)
Fazit
Selbstbild und Fremdbild sind zwei Seiten derselben Medaille, die zusammen ein vollständiges Bild der Führungspersönlichkeit ergeben. Als Führungskraft ist es deine Aufgabe, beide Perspektiven ernst zu nehmen, kontinuierlich an Dir zu arbeiten um so eine Führungskultur zu schaffen, die auf Authentizität, Vertrauen und gegenseitigem Respekt basiert. Als Coach stehe ich Dir und deinen Kolleg:innen zur Seite, um Dich oder Euch auf diesem Weg zu begleiten und zu unterstützen.
Danny Herzog-Braune, MBAManagementberater und systemischer Personal- und Business-Coach